Umbau Küche

Rubrik(en): Tiefere Eingriffe

Das ist ein Bericht direkt vom Kunden. Viel Vergnügen.

Am Anfang stand eine einfache Idee: Wir verzichten auf die an die Küche grenzende Gästetoilette und vergrößern dadurch die Küche. Kann ja nicht so kompliziert sein. Außerdem wollten wir bei der Gelegenheit noch einen Kaminofen ins Wohnzimmer stellen und einen bis dahin als Arbeitsbreich genutzten Teil des Raumes in die Wohnung integrieren. Von Beginn an war uns klar: Der Teufel steckt im Detail eines  Altbremerhauses von 1902, das seitdem einige Male und nicht immer fachgerecht renoviert, saniert sowie um- und ausgebaut wurde. Was ist eigentlich unter den Holzdielen? Ist das eine tragende Wand? Und überhaupt: Wie soll eigentlich die neue Küche aussehen?

Silke Appel übernahm für dieses Projekt die Planung und später in der Bauphase auch die Bauleitung.

kueche_ansicht

Küchenentwurf von studio a. In dieser Variante ist noch eine Glasrückwand enthalten, die später durch Fliesen ersetzt wurde.

Die Planung: Das bedeutete zunächst mal unendlich viele Gespräche, über scheinbar nebensächliche Details. Aber es sind nun mal die vergessenen Details, die einem später den Alltag schwer machen, insbesondere in Küchen. Also wurden Schrankmaße, Aufkantungen sowie Größe und Gestalt von Arbeitsflächen ausführlich diskutiert. Manche Einzelheit war uns wichtig, an zahlreiche andere Aspekte hatten wir weniger gedacht, aber sie wurden von Silke Appel systematisch abgefragt.

Es ist kaum möglich, die zahlreichen kleinen und großen Entscheidungen, die im Laufe der Planung zu treffen waren, hier ausführlich zu referieren. Aber drei Grundsatz-Entscheidungen seien einmal beispielhaft herausgegriffen, die zusammen für erheblichen zusätzlichen Planungsbedarf sorgten:

  • Wir wollten der Küche einen zum Alter des Hauses passenden Bodenbelag aus Zement- bzw. Terrazzofliesen zukommen lassen
  • Wir hatten uns bei Raum 93 in das Fliesensystem von DTILE verliebt. Das Design kennt Fliesen-Hohlkehlen, die einen fließenden (!) Übergang zwischen (gefliester) Arbeitsfläche und (gefliester) Küchenwand erlauben. Die bekannte Silikon- und Dreckfuge zwischen Arbeitsplatte und Wand ist damit Vergangenheit.
  • Wir hatten einen Standherd ins Auge gefasst, der in die Küchenzeile eingepasst, aber eben nicht eingebaut wird.

Bei den Bodenfliesen bedeutete das, für einen ausreichenden Estrich-Unterbau zu sorgen. Zudem verlangten die schließlich ausgewählten Terrazzofliesen neben einer sorgfältigen Verlegung auch rund zwei Wochen Trocknungszeit, in der sie nicht betreten werden durften. Das war vor allem in der Zeit- und Ablaufplanung der verschiedenen Gewerke zu berücksichtigen.

kueche_grundriss

Grundriss der neuen Küche von studio a. Das Ergebnis aus langen Beratungsgesprächen.

Die DTILE-Fliesen bestätigen Karl Valentins Bonmot, das Kunst schön sei, aber Arbeit mache. Sie verlangen nicht nur ebenfalls sehr exakte und sorgfältige Verlegung, sondern geben durch ihre festgelegten Maße letztlich auch das gesamte Küchenmaß vor. Das ist kein Problem bei freistehenden Küchenblöcken (wie sie vom Hersteller gern präsentiert werden), sorgt aber für Herausforderungen, wenn die Küche in einen vorhandenen Altbau einzupassen ist. Bei einem normalen Fugenspiegel erlauben die Fliesen nämlich je nach Länge der Wand nur wenige Zentimeter Spiel. Im Grunde müssen sich die Wände an die Fliesen anpassen. Auch die Tiefe der Arbeitsplatte ist durch die Fliesen klar definiert. Entweder 60 Zentimeter (drei Fliesen plus Hohlkehlen ) oder eben 75 (vier Fliesen plus Hohlkehlen). Letzteres ist natürlich unpraktisch viel und optisch eher unproportinoniert. Bei einem (vorhandenen) Einbaugeschirrspüler mit 59,8 Zentimeter Tiefe sind 60 Zentimeter wiederum etwas knapp.

Silke Appel löste das Problem indem sie mit fünf Zentimetern Abstand eine Trockenbauwand vor die eigentlich Wand setzen ließ, die aber exakt auf der Arbeitshöhe von 92 Zentimetern (die gab der Standherd vor) endete. So gewannen sämtliche (vom Tischler gefertigten) Küchenschränke an Tiefe, die Einbaugeräte passten hinein und die geflieste und mit der Wand verbundene Arbeitsplatte konnte dennoch mit einem angenehmen Überstand die Küchenzeile abdecken.

Bei all dem war der einzupassende Standherd zu berücksichtigen, der aus Gründen der Baustellenlogistik erst sehr spät in die dafür vorzusehende Lücke geschoben wurde. Da stellt sich dann schon die Frage, ob die vom Hersteller angegebene Breite von 90 Zentimetern tatsächlich auch 90,3 oder 89,8 Zentimeter bedeuten könnte, denn der durchgehende Fliesenspiegel auf Arbeitsplatte und Wand lässt hier wieder nur wenig Toleranz. Fünf Millimeter Spiel im Fliesenspiegel verlangen dem Fliesenleger einiges an Umsicht (und Aufsicht) ab.

Aber die Sache hat sich gelohnt: Die Küche ist nicht nur ein Hingucker geworden, sondern erfüllt mit großer Arbeitsfläche, dem notwendigen Stauraum und einfacher Pflege Ihren Zweck als Arbeitsraum.

Einige Bilder vom Umbau: